Jürgen Koppmann im Interview Vorstandsmitglied der UmweltBank AG

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Die Zukunft ist grün – davon ist der studierte Betriebswirt überzeugt. Seit ihrer Gründung 1997 beweist die UmweltBank, dass Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit auch im Finanzwesen vereinbar sind. Die grüne Förderbank versteht sich als Mitunternehmerin ihrer Kreditnehmer und finanziert mit ihren Kundeneinlagen ausschließlich ökologische und soziale Projekte. Jürgen Koppmann spricht über die Aufgaben und Herausforderungen der grünen Bank, ihre Umweltgarantie und interessante Projekte.

Sie sind Mitte 1996, direkt nach dem Studium, in der Aufbauphase zur UmweltBank gekommen, aus welcher Motivation heraus?

Ich habe eine Ausbildung zum Bankkaufmann abgeschlossen, dann aber Betriebswirtschaftslehre mit dem Ziel studiert, später im Bereich Umweltschutz tätig zu sein. Also bloß nicht zurück zu einer Bank. Doch dann habe ich in einer Zeitschrift einen Flyer der UmweltBank in Gründung entdeckt. Das Geschäftsmodell hat mich interessiert und ich dachte gleich: Das könnte das Richtige für mich sein. Banker kann ich, Umweltschutz will ich! Meine Leidenschaft für ökologische Themen wurde in der kirchlichen Jugendarbeit geweckt. Wackersdorf und Atomtransporte waren die großen Themen dieser Zeit. Doch da Jugend voran denkt, wollten wir nicht mehr gegen etwas, sondern für etwas sein. Also habe ich mich schon früh für bessere Verkehrskonzepte und Mülltrennung eingesetzt, ökologisch wertvolle Dinge. Und genau das konnte ich bei der UmweltBank fortsetzen, nur in viel größerem und nachhaltigerem Umfang.

Umweltschutz war in den 90iger Jahren in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Doch eine grüne Förderbank… wie schwierig war der Start, wie hat die Finanz- und Kreditwirtschaft reagiert?

Es war tatsächlich so, dass wir belächelt wurden. Wer sind die, was wollen die, das wird doch eh nichts – so die Reaktionen. Auch eine Banklizenz zu bekommen war nicht einfach. Doch da die UmweltBank die Voraussetzungen nach dem Kreditwesengesetz erfüllt hatte, musste die Aufsichtsbehörde die Zulassung erteilen.

Nun hat die UmweltBank in den rund 20 Jahren ihres Bestehens mehr als 22.500 Umweltprojekte gefördert. Nach welchen Auswahlkriterien investieren sie?

Der Auftrag, ausschließlich ökologische Projekte zu fördern, steht schon in der Satzung der Bank. Investitionen in Kohle oder Atomenergie sind ausgeschlossen. Die Konkretisierung, was ein Umweltprojekt ist, erfolgt über Ausschlusskriterien, die der Vorstand gemeinsam mit einem Gremium erlässt und stetig überprüft. Dieses Gremium heißt Umweltrat und besteht aus drei Personen, die sich beruflich mit ökologischen und ethisch-sozialen Fragen beschäftigen. Mit ihnen diskutiert der Vorstand förderwürdige Projekte. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Denn wir befassen uns seit vielen Jahren vor allem mit zwei großen Finanzierungsschwerpunkten: erneuerbare Energien und ökologisch-soziales Bauen. Daneben gibt es natürlich auch den ein oder anderen Biobauern oder Naturkostladen. Doch die großen Volumina befinden sich konkret in Windrädern, Photovoltaikanlagen sowie Holz- und Passivhäusern.

Für die Finanzierung dieser nachhaltigen Themen waren sie Vorreiter. Inzwischen spielen auch konventionelle Banken mit und verschärfen den Wettbewerb. Wie wollen Sie das Kreditvolumen und ihre Marktposition ausbauen?

Wir freuen uns, dass die Finanzierung zum Beispiel von Solaranlagen nicht mehr als Spinnerei einer kleinen grünen Bank angesehen wird. Trotz wachsender Konkurrenz sind wir aber weiterhin die Spezialisten und werden gebraucht. Unsere Stärke ist unsere langjährige Erfahrung und hohe Glaubwürdigkeit in Sachen Nachhaltigkeit. Wir bieten den Kunden einfach strukturierte Produkte und planbare, schnelle Prozesse. Natürlich drücken die niedrigen Zinsen und der intensive Wettbewerb auch auf unsere Margen. Doch im Branchenvergleich sind wir gut aufgestellt. 2016 mussten wir nur etwas mehr als 25 Cent ausgeben, um einen Euro zu verdienen. Zum Vergleich: bei den Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken waren es fast 70, bei der Deutschen Bank sogar 98 Cent.

Als Direktbank für ethisch-ökologische Geldanlagen sind sie schlank aufgestellt, das machts leichter. Dennoch, wie können Sie so ertragsstark wirtschaften?

Es erstaunt offenbar viele Menschen, dass unser Geschäftsmodell funktioniert. Gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase stehen wir besser da, als andere Banken, die am Kapitalmarkt Geld verdienen wollen und müssen. Unsere Hauptertragsquelle sind Zinsen aus der Kreditvergabe, ein risikoarmes Geschäft. Wir sind spezialisiert auf wenige, verständliche Produkte. Denn Komplexität ist in Gelddingen ein Nachteil. Daneben setzen wir auf effiziente Strukturen und Prozesse. Wir unterhalten beispielsweise keine teuren Filialen, sind als Direktbank aber dennoch nah am Kunden.

Was ist mit neuen Geschäftsfeldern?

Das Thema „Solare Mobilität“ treibt uns gerade um. Es reicht nicht, ein Elektroauto mit Kohlestrom zu betreiben und zu behaupten, es sei sauber. Das ist es nur dann, wenn es im Idealfall auch vom eigenen Hausdach mit Strom versorgt wird. Wir arbeiten an einem einfachen digitalen Verbraucherkredit für ökologische Anschaffungen im privaten Bereich. Dieser könnte dann beispielsweise die Finanzierung einer Aufdachanlage in Verbindung mit einem Energiespeicher und einem Elektrofahrzeug ermöglichen.

Darüber hinaus gibt es in Deutschland viel zu wenig nachhaltige Sozialwohnungen. Hier haben wir im vergangenen Jahr selbst begonnen, nennenswerte Beträge zu investieren und werden dies auch weiter tun, da die Nachfrage hoch bleiben wird.

Gibt es aktuelle Projekte, auf die Sie besonders stolz sind?

Hervorheben möchte ich zwei Berliner Projekte. In der Nähe des Geisdreieckparks im Bezirk Tiergarten haben wir eine Baugemeinschaft begleitet und mitgeholfen, günstigen Wohnraum für Familien zu schaffen. Rund um die Flottwellstraße ist ein wunderbarer Kiez entstanden, der die Gegend attraktiv gemacht und aufgewertet hat. Besonders stolz sind wir auch auf den Holzmarkt direkt an der Spree im Bezirk Friedrichshain. Unsere Finanzierung hat dort ein alternatives Großstadtquartier von Menschen für Menschen mit möglich gemacht. Dieser Ökokiez ist ein kulturelles Vorzeigeobjekt.

Ein Alleinstellungsmerkmal ihrer Bank ist die Umweltgarantie, die Sie Ihren Anlegern geben. Was steckt dahinter?

Wir versprechen dem Anleger, dass wir jeden Euro sicher in einen Kredit für ein Umweltprojekt investieren. Heißt auch, dass wir über die Anlage der Liquiditätsreserve hinaus keine Kapitalmarktgeschäfte tätigen und nicht mit den Kundengeldern spekulieren. Im Sinne der Transparenz informieren wir unsere Kunden, welche ökologischen Projekte sie mit ihrem Geld fördern. Dazu berichten wir über finanzierte Umweltprojekte und veröffentlichen regelmäßig die Struktur unseres Kreditgeschäfts.

Stichwort Kunde, was bieten Sie dem Privatkunden?

Für den Sparer haben wir ganz klassische und sichere Sparprodukte. Wer investieren will, dem bieten wir Wertpapiere wie Umweltfonds oder grüne Projektanleihen. Auch hier garantieren wir Nachhaltigkeit. Und die UmweltBank selbst ist auch eine Aktiengesellschaft. Die Kunden können also Teilhaber der einzigen börsennotierten grünen Bank in Deutschland werden. Darüber hinaus befassen wir uns auf der Produktseite mit einem ökologischen Verbraucherkredit und einem innovativen Girokonto für die grüne Generation.

Die UmweltBank ist eine von vier grünen Banken in Deutschland. Doch trotz so vieler erfolgreicher Projekte ist sie in der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Wie sieht die Marketingstrategie aus?

Über die Jahre haben sich ein treuer Kundenstamm und ein breites Netzwerk entwickelt. Unsere Kunden kennen und schätzen uns – und sie sind sehr mit uns zufrieden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, nach der uns 98 Prozent unserer Kunden im Freundes- und Bekanntenkreis weiterempfehlen. Darauf sind wir sehr stolz. Darüber hinaus wollen wir noch sichtbarer und hörbarer werden, beispielsweise in den sozialen Medien. Das spiegelt sich auch in unserem neuen Markenprofil wider. Frische Produkte, moderne Prozesse und zusätzliches Personal sorgen dafür, dass die UmweltBank weiter wachsen wird.

Jürgen Koppmann ist eines von drei Mitgliedern im Vorstand der UmweltBank. In seiner Verantwortung liegen die Bereiche Sparen, Wertpapiere und Vorsorge sowie Marketing und Kommunikation.